Rot, in der Farbe des Lebens, falten sich die weiblichen Blüten der Haselnuss zurzeit aus den Knospen. In diesem Rot schimmert geheimnisvoll ein Blau-violett wie aus einer anderen Welt. Der Haselstrauch ist ein Zauberbaum, der ewig leben kann. Uns Menschen bringt er zum Glück nicht die Unsterblichkeit auf Erden, doch er hält allerlei Schätze bereit. Im ausklingenden Winter ist er oberster Bienenschützer. Sein Pollenstaub, den er schon im Februar verbreitet, ist die wichtigste erste Nahrungsquelle für die bedeutenden Bestäuberinnen.
Zur gleichen Zeit beginnt die Hasel uns ihre materiellen Geschenke anzubieten. Die Kätzchen lassen sich für einen Grippe-Tee trocknen, ihre Flavonoide wirken schweißtreibend, die ätherischen Öle beseitigen Keime. Und die Knospen… mahnen jeden, der schon gedanklich auf dem Weg zum Sammeln ist, innezuhalten. Die Knospen enthalten hochaktive Zellkerne, die gesamte genetische Information des Baumes. In ihnen ist pures Leben, das wertgeschätzt werden will.
Die Hasel will sich mit uns austauschen, sie ist eine Meisterin der Kommunikation. Als der Götterbote Merkur die Urmenschen mit seinem Haselstab berührte, fingen sie an zu sprechen, heißt es in einer Sage. Der Haselnusstrauch ist mit dem Menschen seit jeher besonders verbunden und sie mit ihm. Er wächst meist in ihrer Nähe. Es scheint, als ob der Baum unsere Gesellschaft suche. So suche ich meinerseits die Gesellschaft der Hasel und spreche mit ihr, bevor ich ein Kätzchen pflücke oder eine Knospe abbreche. Ich lehne mich an die vielen Stämme und sinke in ihre Welt, höre einfach nur zu.