Wir haben mit den Geistern der Wintersonnwende gelacht und gesungen. Leise, denn die Stille wollte sich ausbreiten in uns und um uns herum. Wir haben das Helle begrüßt und der Dunkelheit gedankt. Wir haben unser kleines Licht wieder-entdeckt und etwas davon in die Welt geschickt. Die Geschenke mögen mich durch Weihnachten tragen, mich nicht bange machen lassen vor der unerfüllten Sehnsucht, der auf ein unbestimmtes Morgen vertröstenden Hoffnung, dem klebrigen Harmonie-Guss und dem schmerzvollen Korsett der Christnacht-Friedlichkeit. Nicht beirren lassen von dem ewigen Retter – von wem, vor wem, von was eigentlich?
Das kleine Licht möge leuchten und
wachsen und wir im besten Fall die Gemeinschaft ehren und nähren,
die uns dieser Tage begegnet, begleitet, umgibt.
Die Schnitterin geht über die Wiese und schneidet die Heilkräuter. Auf dem Feld holt sie die erste Ernte ein. Die Sense, die sie führt, bringt den Tod, der das Leben nährt. Ohne den klaren Schnitt verderben die herangereiften Früchte. Ein heißer Sommerwind wirbelt die Blätter auf, die ausgedörrt auf dem trockenen Boden liegen. Die Angst vor der Veränderung will sich von den Köpfen in unsere Körper ausbreiten. „Ich feiere das Leben“, brüllt der Löwe dazwischen, „weil ich genau dazu auf der Erde bin!“ Wie die Schnitterin nimmt er das, was ist und das, was er braucht. Nicht weniger, nicht mehr, in klarer Entschiedenheit.
Entschiedenheit heißt weder für die Schnitterin noch für den Löwen, mit Scheuklappen, nur die eigenen Interessen im Blick, über die Erde zu wüten. Entschiedenheit heißt für sie, sich für das Sein zu entscheiden. Der Löwe in jeder und jedem von uns sagt majetätisch: „Ich bin“ und gibt sich dem in unerschütterlichem Optimismus hin. Egal, wer oder was du sonst noch bist. Und egal, ob du im Moment überhaupt weißt, wer du bist.
Sommersonnwende, alles ist da. Auch all unsere Schmerzen und das klare Nein zu all dem, was die Erde, die Tiere, Pflanzen und Menschen verletzt, bedroht, missachtet. Licht und Dunkel begegnen sich. Wir feiern die Fülle und schreien unsere Wut hinaus. Es ist genug.
Die Nacht zum ersten Mai, das ist
Beltane, das Fest des leuchtenden Feuers. Des eigenen leuchtenden
Feuers, des Feuers der Sonne, des Feuers der Erde und des Feuers der
Liebe, die alles und alle verbindet. Was die Kirche zum Hexentreiben
mit dem Teufel gemacht hat, ist der leidenschaftliche Tanz der
schöpferischen wilden Frauen mit den Kräften der Erde.
Dieser Tanz kann auf vielerlei Arten
getanzt werden: wild oder langsam, stürmisch oder vorsichtig, nach
innen gewandt oder nach außen explodierend, allein oder in der
Gemeinschaft. Immer ist es ein Tanz des Körpers. Er steht im
Mittelpunkt, wird genährt, verwöhnt, geweckt, gestreichelt,
gespürt, geliebt. Und immer ist es ein Tanz, der die eigenen Grenzen
und Möglichkeiten beachtet. Liebe beginnt mit der Liebe zu sich
selbst, hört damit nicht auf und führt zu einem Tanz mit dem Feuer
der Veränderung.
Leg dich in die Wiese und stell dir
vor, das Feuer der Erde weckt jede deiner Zellen.
Spring mit vertrauten Menschen übers
Feuer und wünsche dir für dich, deine Liebsten, die Welt ein paar
Sterne vom Himmel.
Tanze, trommele, singe aus vollem
Herzen.
Lass dich massieren und schenke den
Zauber der liebevollen Berührung anderen.
Koche dir und/oder Freundinnen etwas
Leckeres und danke dem Universum für all die Zutaten.
Gehe zu einem Platz in der Natur und
schreie deine Wut hinaus.
Gehe zu einem Platz in der Natur und
verbinde deinen Körper mit dem Körper der Erde.
All das kannst du ausprobieren im Laufe des Monats Mai – auch, wenn du ein Mann bist. Schau, wie du dich selbst immer mehr spürst und mit deiner Feuerenergie in Schönheit in die Welt gehen kannst.