Ich muss nichts. Ich kann einfach nur leben. Die Federn des Raben schimmern im Herbstsonnenlicht. Das Blau im Schwarz lockt mich in die Leere, die voller Magie, nichts und alles ist. Die Ernte des Sommers werde ich mitnehmen. Ich schalte das Smartphone aus. Ein kleiner Kristall liegt in meiner Hand. Botschaften aus einer neuen, alten Welt versuchen mich zu erreichen. Ich überlasse mich der Dunkelheit und dem Licht. Dem Leben auf der sich wandelnden Erde.
Optimismus, habe ich gelesen, heißt, zu glauben, alles werde gut. Hoffnung bedeutet, zu wissen, dass letztlich alles einen Sinn hat.
Wenn du meinst, du lebt in einer verkehrten Welt und die passende allmählich zu erahnen ist,
wenn dein Verstand dein Herz verschließen will und dein Herz selbst „öffne dich“ flüstert,
wenn Enge deinen Körper bedrängt und dein weiter Schritt dich zu befreien sucht,
wenn das Außen dich aufzuzehren droht und du um deine Kraftquelle im Innern weißt,
dann kann es gut sein, dass du diesen Irrsinn einigermaßen unbeschadet durch dich hindurchfließen lassen kannst.
Ich denke an einen Aufruf der Hopi:
Da ist ein Fluss, der fließt jetzt sehr schnell. Er ist so mächtig und reißend, dass einige Angst haben werden. Sie werden versuchen sich am Ufer festzuhalten und werden fühlen, daß sie zerrissen werden. Und sie werden beträchtlich leiden.
Wisse, dass der Fluss seine Bestimmung hat. Die Ältesten sagen, wir müssen vom Ufer loslassen und in die Mitte des Flusses stoßen, unsere Augen offenhalten und unsere Köpfe über dem Wasser.
Und sie sagen:
Schaue, wer da mit dir ist und feiere. In dieser Zeit der Geschichte dürfen wir nichts persönlich nehmen, am allerwenigsten uns selbst. Denn in dem Moment, wo wir dies tun, kommt unser inneres Wachstum und unsere Reise zum Stillstand.
Die Zeit des einsamen Wolfes ist vorbei.
Kommt zusammen, verbannt das Wort „Mühsal“ aus eurer Haltung und eurem Vokabular. Alles was wir jetzt tun, muss auf eine heilige Art und Weise getan werden und im Feiern.
Versöhnung könnte auch eine weibliche Form haben: Vertöchterung. Beides meint, dass wir nach-geben im Bewusstsein des Gemeinsamen über Grenzen hinweg: Wir sind Söhne und Töchter einer Erdenfamilie. Ohne Versöhnung ist Frieden unmöglich. Erkämpft werden kann er nicht. Wenn Frieden ist, sind längst die Waffen aller Art niedergelegt. Dann gibt es nur noch Sieger – oder am besten gar keine mehr.
Laut dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm ist das Wort „Sieger“ übrigens „im allgemeinen den älteren dialecten fremd“.
Träume zerplatzen wie Seifenblasen… Mit einer kleinen Explosion verbreitet sich die freudige Energie, die wir hineingegeben haben, in die Welt. Mit den großen Augen des Kindes in uns schauend, wissen wir: Der Zauber lebt von der Transformation.
Die Perspektive wechseln, öffnet den Blick für den Wandel.
Karneval fällt aus! Was?, faucht die Närrin. Mit wehendem Lappenrock und rasselnder Kappe tanzt sie vor mir. Ausgerechnet jetzt willst du vergessen, dass du wild, frei und schamlos sein kannst, dass du aus dem großen Farbkessel der Verwandlungskunst schöpfen kannst, in dieser Zeit, in der das kreative Chaos regiert? So hole ich also meine Kostüme hervor, will werden zur Hexe, die ausgelassen zwischen den Welten tanzt, zum Eichhörnchen, das zwischen Himmel und Erde springt, zu meinem verrückten Ich, das sich keine Grenzen setzt. Pfeif auf die klugen Sprüche, lache über die ängstlichen Bedenken, vergiss die finsteren Prophezeiungen, ab Weiberfastnacht gilt das Gesetz der Närrin. Mit ihrer Kraft kannst du dich ausprobieren, jenseits einschränkender Vorstellungen.
Die Närrin verbindet uns spielerisch und leicht, auch ohne dass wir es merken, mit dem großen Ganzen. An der Schwelle zur wieder erwachenden Natur erinnert sie uns an eine Zeit der übersprudelnden Fülle ohne Furcht und Zweifel, ganz im Vertrauen und ruft dir zu: Trau dich, tanze, singe – auch wenn du allein sein und auf Abstand bleiben willst. Sei lichtvoll und lebendig!
Was bei all dem bierseligen Schunkeln, den Jecken in Parade-Uniformen und dem steifen Sitzungskarneval aus dem Blick gerät: An Weiberfastnacht holen sich die Frauen die Macht zurück. Im Ursprung feiern wir an den tollen Tagen Mutter Erde, ihre und unsere Natur, schöpferisch, versorgend, erschaffend, sinnlich, nährend, liebend, verwandelnd.
Weiberfastnacht und die folgenden Karnevalstage sind dieses Jahr getragen von einer besonderen Zeitqualität. Am Donnerstag ist Neumondin im Wassermann. Du kannst dich also wirklich wie die Närrin der Leere mit allen darin enthaltenen Möglichkeiten hingeben, der Weisheit des Anfangs erinnern und deiner Vision jeden erdenklichen Raum geben. Mit der wiederkehrenden Mondsichel werden sich deine Träume in winzigen Lichtfunken auf der Erde verbreiten. Und Brigid, die Göttin der Inspiration, schickt dich in den bald beginnenden Frühling, um mit deiner Vision die Samen der Veränderung zu setzen.
Traumwandlerisch den eigenen Weg finden … Naiver Tropf stürzt gleich übel ab … Sich vertrauensvoll führen lassen … Die Augen verschließen vor dem, was ist … Der Aufstieg steht kurz bevor … Blind ins Unglück laufen … Eine witzige Installation auf einem Hausdach … Ein und dasselbe reale Bild kann für viele Wirklichkeiten stehen. Welche ist deine?
Mit dem sanften, hoffnungsvollen Wintersonnwendlicht gehen wir in die Zeit zwischen den Jahren. Es ist eine geschenkte Zeit, die dankbar beachtet werden will. Denn jetzt, da wir wissen, dass das Licht wieder wachsen wird, um Visionen, Projekte, schlicht das Leben zu nähren, meldet sich noch einmal die Dunkelheit und schickt ihre wilden Geister aus. Vor ihnen davonzulaufen ist keine gute Idee, still zu werden, nichts zu tun, nach innen zu lauschen dagegen schon. Die Raunächte, entstanden aus der Differenz zwischen Mond- und Sonnenjahr, öffnen uns das Fenster zu einer verwirrenden, pulsierenden, schöpferischen Anderswelt, in der wir das Neue träumend planen können.
Die ungezähmten Kräfte in uns und um uns herum wollen es dabei genau wissen: Wer bist du? Was trägt dich? Für was willst du stehen und wirken? Was bist du bereit zu geben – für dich, die Gemeinschaft, die Erde? Was kannst du nehmen vom reichen Schatz des Universums? Welches sind deine Ängste, und gibst du ihnen den gebührenden Platz, damit sie nicht übermächtig werden? Die wilden Geister rütteln dich wach fürs neue Jahr und ziehen mit lautem Getöse weiter. Du hast nichts zu fürchten. Das Licht braucht die Dunkelheit, um zu leuchten.
Die Raunächte beginnen üblicherweise mit der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und enden am 6. Januar. Es sind Orakelnächte und -tage, in denen du auf Zeichen in der Natur, besondere Vorkommnisse und deine Träume achten kannst. Eine Möglichkeit ist, für jede Nacht eine Tarotkarte zu ziehen, entweder für bestimmte Fragen, die dich bewegen oder für die nächsten zwölf Monate und die dreizehnte als Karte für das gesamte Jahr oder den Übergang ins kommende. Ein Raunächte-Tagebuch kann dich gut durchs Jahr begleiten.
Die Raunächte sind auch eine gute Zeit zum Räuchern, vielleicht hat das Wort sogar hier seinen Ursprung. Mit dem Räuchern können wir Altes, Belastendes, nicht mehr Notwendiges loslassen, um frei zu werden für Neues. Das Räuchern im Winter ist zudem eine Möglichkeit, sich mit den Kräften und Qualitäten der Pflanzen zu verbinden, wenn sich die Natur im Außen zurückgezogen hat.
Wir sind eingebunden in ein für(uns)sorgendes Universum. Dem Mysterium von Sonne, Mond, Erde und Sterne können wir uns vertrauensvoll hingeben, sodass endlich Heilung tiefer Wunden geschehen kann. Die Natur schlägt den Rhythmus und singt die Lieder abseits von gut und böse, falsch und richtig. Das Abenteuer des wildweisen Seins beginnt in unseren kühnsten Träumen.
Susann von Wolff schreibt in ihrer aktuellen Zeitqualität über die Herausforderungen und Chancen der besonderen astrologischen Konstellation der kommenden Tage, die in die nahe Zukunft wirken wird.
Es ist Weltfrauentag. Für
Gleichberechtigung, gegen sexuelle Gewalt. Ich setze mich aufs Sofa
und erinnere mich an einen alten Platz der Frauenmacht. Meinen
Freundinnen fiel ein von Jägern erschossener Singvogel auf den
Frühstückstisch, während mein Körper dort mit dem Körper der
Erde verschmolz. Erfüllt kehrte ich zurück, sah die Blutspritzer
auf den Kleidern der anderen und wähnte mich in einer fremden Welt.
Trotz gleicher Rechte und der Aussicht auf gleiche Bezahlung.
Wahrhaftige Veränderungen verweisen
wir gerne ins Reich der Fantasie. Doch Träume und Visionen bekommen
mitunter eine überraschende Lebendigkeit. Also träume ich einfach
von Gleichberechtigung jenseits des Patriarchats und ergründe, wie
damals auf der Insel der Priesterinnen und der Vogeljäger, meine
Weiblichkeit.
Was bedeutet Frau sein, wenn ich einmal
über meine angenommenen Glaubensmuster hinausblicke? Was heißt
weiblich, wenn ich den geschichtlichen und gesellschaftlichen
Missbrauch dieses Wortes und seiner Inhalte beiseite schiebe? Ich
ertaste meinen Körper, denn der ist unmissverständlich weiblich.
Was sind ur-weibliche Eigenschaften, Kompetenzen,
Gestaltungsmöglichkeiten – auch für und bei Männern? Ich tauche
nach meinen tiefsten Sehnsüchten und komme so der Antwort auf den
Grund.